Einfach los!

Es hat mich vier Monate an Überwindung gekostet, diesen Blogeintrag zu verfassen. Das lag nicht etwa daran, dass der Inhalt dessen so unglaublich bedeutungsvoll ist, dass jedes Wort einzeln abgewogen werden müsste, sondern vielmehr stand mir mein Perfektionismus und das daraus resultierende Gefühl der Unzulänglichkeit im Weg. Vor "Meeting Mr. Grant" hatte ich schon einmal einen Blog gestartet, doch wie es so üblich ist, wenn man das eine Thema, das einen begeistert noch nicht gefunden hat, verlor ich irgendwann die Motivation diesen fortzuführen.

Als dann mein Au pair-Jahr näher rückte, ermutigte mich beinahe jede Person, mit der ich darüber sprach, meine Liebe zum Schreiben doch mit meinem neuen Leben in England zu kombinieren. Tatsächlich nahm ich mir fest vor diesen Plan in die Tat umzusetzen, aber mich störte die Banalität hinter meinem Vorhaben.

"Abiturientin zieht für ein Au pair-Jahr nach London"

Klingt langweilig, oder? Ich wollte nicht wie alle anderen über meinen Arbeitsalltag, die Kinder oder mein neues Zimmer berichten (Meine winzige Kellerkammer mit vergittertem Fenster ist eh nicht besonders spektakulär). Damit hatte ich den Salat.
Ich wollte unbedingt wieder Texte verfassen, aber ich wollte meine Leser auch begeistern. Somit schob ich den Gedanken an einen eigenen Blog erstmal beiseite.

Mit der Zeit traf ich auf andere Au pairs und wir fingen an den Koloss, der London für uns zunächst war, zu erkunden. Es war neu und aufregend und das ist es heute immernoch. Jedes Wochenende geschehen mir Dinge, die mein "mind blowen" und die ich nie für möglich gehalten hätte. Von all meinen Erlebnissen berichtete ich via Whatsapp jedes Mal sofort meiner Mama (Gott weiß mit wie vielen Fotos und Sprachnachrichten sie in den letzten Wochen bombadiert wurde). Sie zeigte es dann dem Rest der Familie weiter und meine Freunde wurden natürlich auch immer auf dem neuesten Stand gehalten. Da ich jedes Wochenende ungefähr fünfmal zusammenfasste, schien es mir unmachbar im Internet dasselbe nocheinmal zu wiederholen und dabei zusätzlich meinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Zusammengefasst hatte ich nun also den Stoff für interessante Geschichten, doch zu viele Hemmungen, um diese auch zu erzählen.

Beinahe jeder der etwas auf sich hält scheint heute einen Blog zu betreiben und ich bin mir im Klaren darüber, dass das nicht heißt, dass diese an Qualität überquellen, aber die Produktivität der anderen schüchterte mich zusätzlich ein. Ich wollte eine perfekte Website mit Stories, die pünktlich veröffentlicht wurden. So viele Blogger bekommen das gebacken, warum also ich nicht? Wie erstarrt sah ich die Vorstellung von einem zukünftigen Ich, das beim Bewerbungsgespräch mit einem eigenen Blog auftrumpft, in die Ferne rücken. Ich hatte zu lange gewartet und meine Chance vertan.

Doch dann kam der 24. November, der Tag meines Geburtstags, und mit ihm die simplen Worte meiner Dinnerverabredung:

"Und warum wirst du dann nicht einfach die Bloggerin, die von schon Erlebtem berichtet? Wenn du wirklich schreiben willst, dann solltest du dich auf keinen Fall davon abhalten lassen!"

Die Lösung des Problems, das ich mir innerlich so lange aufgebaut hatte, war einfach loszulegen!
Da habt ihrs. Die viel zu lange Geschichte, die mich bis zu diesen getippten Worten geführt hat. Wahrscheinlich war das den meisten zu viel Text, aber jetzt wo ich einmal damit angefangen habe, ist es schwer wieder aufzuhören und ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht. Ich hoffe nur, dass ich euch mit dieser persönlichen Geschichte dazu ermutigen konnte eure eigenen Barrikaden zu überwinden und vielleicht auch dazu hierher zurückzukehren, um zu erfahren, was in London alles möglich ist (Es wird auch Fotos geben, versprochen!).

Sarah x

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