Karibische Sonne im Dezember

Die Vorweihnachtszeit ist da! Ich persönlich konnte es dieses Jahr gar nicht mehr abwarten, bis der Dezember endlich um die Ecke biegt. Das liegt zum einen daran, dass ich meine Liebsten bald wieder in die Arme schließen kann, aber zum anderen auch an dem unvergleichlichen "Christmas charme", den London schon seit mindestens Mitte November versprüht (Diese Stadt ist einfach Weihnachtsverrückt!).

Wer sich jedoch im Moment noch nicht wirklich bereit für hochsentimentale Mitmenschen, überzuckertes Gebäck oder einen Schneehaufen voll Geschenke-Stress fühlt, dem sei mit diesem Blogpost noch ein wenig Restsonnenschein aus den vergangenen Monaten gegönnt.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie bekannt der Notting Hill Carnival weltweit ist, -ich hatte vorher nur eine schemenhafte Idee- aber eigentlich spricht die Bezeichnung auch irgendwie für sich. Tatsächlich ist die Veranstaltung das größte Straßenfest Europas, bei dem die karibischstämmige Bevölkerung der Haupstadt Englands ihre Kultur und Traditionen zelebriert. Es gibt Unmengen an Essensständen und die umwerfend schrill gekleideten Tänzer und Musiker ziehen mit einer solchen Freude durch die Straßen, dass sie der (bei meinem Besuch) strahlenden Sonne Konkurrenz machen.

Wahrscheinlich hätte ich das Spektakel im Londoner Westen komplett verpasst, da es in meinen Anfangswochen hier so einiges gab, das mich von etwaigen Festivalgedanken abhielt (Das Übliche: Heimweh, Überforderung, das Sortieren der Wäsche). Wäre da nicht die Nanny der Kinder gewesen, die mir zufällig den Tipp gab. Zufall war es auch, dass ich in meinen ersten Tagen gleich eine Freundin gefunden hatte, die bereit war mich zu begleiten. Von den Au pair-Kids mit Glittertattoos überzogen machten wir uns somit am 28. August 2017 in knallender Hitze auf den Weg. Anfangs fühlten wir uns neben den aufwendigen Kostümen manch anderer Besucher, die trotz Feder-, Glitzer- und Farbüberschuss nur die intimsten Teile des Körpers bedeckten, wie Teenager-Wannabes, doch spätestens nachdem ich von einem enthusiastischen Touri zum Selfie herangezogen wurde, waren alle Bedenken verflogen und die Show konnte losgehen.

Als wir aus der Ubahnstation "Notting Hill" ausstiegen, ließen wir uns vom Sog der Menge mit ins Gewimmel ziehen. Erst später wurde uns bewusst, dass wir ziemlich früh angekommen waren, da der Umzug noch lange nicht begonnen hatte. Die Zeit wurde damit überbrückt nach der schönsten Tänzerin Ausschau zu halten und sie dann um ein Foto zu bitten.

Nicht schlecht, oder?
Es dauerte eine ganze Weile bis die gigantischen Musikwägen sich durch die Straßen wälzten. Als es dann endlich soweit war hielten die Gefährte andauernd an, sodass wir uns bei einem der vielen Stopps in einer Seitenstraße eine Essenspause genehmigen konnten. Dabei entdeckte ich meine Liebe zu "fried plantains", einer Art frittierten Riesenbanane. Die brennende Hitze, wenig Wasser, der laute Tumult und die geringe Verfügbarkeit von Toiletten (-es sei denn man zahlte Hausbesitzern am Straßenrand ein kleines Klovermögen) stellten meinen Kreislauf auf eine harte Probe. Nichtsdestotrotz hatte der Notting Hill Carnival die Stadt, wie ich sie bisher kennengelernt hatte, verwandelt. Die gute Laune, die nahezu alle Teilnehmer des Festes ausstrahlten war ansteckend und sorgte dafür, dass der gesamte Tag wie im Rausch an mir vorbeiflog. Immer weiter trieb es uns durch die Gassen Notting Hills und die Party schien kein Ende zu nehmen.



Auch die Polizei wurde nicht von einem Gute-Laune-Twerk-Angriff verschont :-)


Was sagt ihr dazu? Hättet ihr es für möglich gehalten, dass sich London an zwei Tagen im Jahr wie die Karibik anfühlen kann? Wenn vermeintliche Gegensätze eins werden und London zeigt, was es an kultureller Vielfalt zu bieten hat, dann auf jeden Fall beim Notting Hill Carnvial. Hoffentlich hat euch beim Lesen die karibische Sonne ein wenig warm ins Herz geschiehnen und -wer weiß?- vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr dort. Bis dahin: Nehmt die positive Energie mit in den Dezember.

Sarah x

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